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    Online-Seminar "Die Basics der IEC 61850"

    Themen: Veranstaltungen
    Online-Seminar "Die Basics der IEC 61850"

    Interview mit dem Seminarleiter Herrn Arph

    Aachen, 18.12.2025  Vom 13.04.2026 bis 24.04.2026 findet das Onlnie-Seminar "Die Basics der IEC 61850" statt. In dem Seminar gibt der seit vielen Jahren in der Normenreihe IEC 61850 aktive Experte Jan Arph eine Übersicht über die Norm, die Konzepte der IEC 61850 und die für das grundsätzliche Verständnis nötigen Normenteile. Wir haben Herrn Arph interviewt.

    Andrea Schröder: Herr Arph, Sie führen das Seminar „Die Basics der IEC 61850“ im April 2026 erstmals als Seminarleiter durch. Thematisch beschäftigen Sie sich jedoch schon seit vielen Jahren mit dem Thema und arbeiten aktiv im Normungsgremium IEC TC57 WG10 mit. Was waren Ihre ersten Berührungspunkte mit der IEC 61850 und warum brennen Sie noch heute dafür?

    Jan Arph: Meine ersten Berührungspunkte mit der IEC 61850 hatte ich tatsächlich bereits im Jahr 2003 im Rahmen meiner Diplomarbeit. Damals stellte sich die Frage, welche Möglichkeiten die gerade erst veröffentlichte Norm bietet, um aus Netzbetreibersicht ein effizientes Engineering zu ermöglichen. Die dort gewonnen Erkenntnis konnte ich anschließend in vielen Projekten, in den ich Netzbetreiber bei der Einführung von IEC 61850 Konzepten begleiten durfte, vertiefen und erweitern.  Bemerkenswert an der Norm finde ich bis heute, dass sie ein strukturiertes und semantisch eindeutig beschriebenes Datenmodell bereitstellt, mit dem die Schutz- und Stationsleittechnische Systeme unserer Schaltanlagen abgebildet werden können. Zusammen mit den normativen Konfigurationsdateien (SCL) ist dieses Datenmodell aus meiner Sicht der Schlüssel für ein effizientes und durchgängiges Engineering. Wenn auf Anwenderseite diese normativen Konzepte richtig genutzt und zugleich stark standardisierte Schutz- und Leittechnik-Applikationen eingesetzt werden, lassen sich mit diesen Konzepten ein nahezu vollständig automatisiertes System-Engineering realisieren. Meiner Ansicht nach ist ein solch durchgängiges Engineering – einschließlich automatisierter Komponenten- und Systemprüfungen – genau der richtige Ansatz, um den Anforderungen des Wandels unserer Netze und den damit immer komplexer werdenden schutz- und leittechnischen Systemen gerecht werden zu können.

    Andrea Schröder: Das Programm wurde gegenüber den Vorjahren inhaltlich gestrafft und auf die grundlegenden Bausteine der Norm beschränkt – die Basics eben! Welche Schwerpunkte werden Sie setzen?

    Jan Arph: Seit ihrem Erscheinen ist die Norm stetig weitergewachsen. Den ursprünglichen Fokus auf das schutz- und stationsleittechnische System der Schaltanlage hat sie kontinuierlich erweitert, sodass heute beispielsweise auch Datenmodelle für Wind- und Wasserkraftanlagen sowie andere dezentrale Erzeugungsanlagen abgedeckt werden. Allein diese Vielfalt an teilweise sehr unterschiedlichen Systemen macht es für Einzelne nahezu unmöglich, sich in allen Bereichen gleichermaßen fundiert auskennen zu können.
    Ich bin daher überzeugt, dass ein solides Verständnis der grundlegenden Konzepte der IEC 61850 wesentlich wertvoller ist, als jeden Detailaspekt der Norm im Kopf haben zu müssen. Mit den Seminarinhalten möchte ich daher Wissen über die zentralen Konzepte der Norm vermitteln – angefangen bei den verschiedenen Kommunikationsdiensten (Reporting, GOOSE, Sampled Values etc.) über das Datenmodell (logische Knoten) bis hin zu Engineeringprozessen mit den normativen Konfigurationsdateien (SCL).

    Andrea Schröder: Worin bestehen für Sie die Vorteile der IEC 61850 gegenüber anderen Protokollen, wie z.B. IEC 60870-5-101, IEC 60870-5-104 und Modbus und wo geht die Reise bei der IEC 61850 hin?

    Jan Arph: Ein wesentlicher Mehrwert der IEC 61850 gegenüber anderen reinen Kommunikationsnormen und -protokollen besteht aus meiner Sicht darin, dass sie ein normatives Dateiformat bereitstellt, mit dem nicht nur das Kommunikationssystem beschrieben werden kann, sondern auch – und das ist der entscheidende Unterschied – das Datenmodell der schutz- und leittechnischen Systeme, und dies sogar unabhängig vom verwendeten Protokoll.
    Richtig eingesetzt können diese Informationen für eine Vielzahl von Anwendungsfällen genutzt werden: angefangen bei einer herstellerneutralen Systemspezifikation über die Systemkonfiguration bis hin zu Komponenten- und Systemprüfungen sowie der Dokumentation – um nur einige Beispiele hierzu nennen.
    Was die zukünftige Entwicklung der IEC 61850 betrifft, stehen für mich derzeit Themen wie die Zentralisierung von schutz- und leittechnischen Applikationen und die damit einhergehenden Möglichkeiten der Virtualisierung im Vordergrund. Für diese Entwicklungen ist die IEC 61850 – insbesondere durch ihr Prinzip der Trennung von Datenmodell und Kommunikation – aus meiner Sicht – hervorragend aufgestellt.

    Andrea Schröder: Vielen Dank für das Interview und die thematische Einordnung. Wir freuen uns bereits auf das Seminar.

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    M.A. Barbara Schumacher
    M.A. Barbara Schumacher
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